Was ist der Gender Pay Gap?

stop gender pay gap

Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 % weniger als Männer, das hat das Statistische Bundesamt berechnet. Gender Pay Gap – ein trauriger Fakt, auf den der Equal Pay Day aufmerksam machen will.

Equal Pay Day

Am 07. März war in 2022 der Equal Pay Day in Deutschland. Das Datum ist keineswegs zufällig gewählt, sondern markiert den Tag, bis zu dem Frauen in einem Jahr umsonst arbeiten in Deutschland, während Männer schon ab dem 1. Januar Geld bekommen. Unfair? Allerdings.

Der Equal Pay Day will als Aktionstag diese absolute Lohnungerechtigkeit in die Öffentlichkeit tragen und ein Bewusstsein für die Problematik schaffen. Gleichzeitig aber auch eine Debatte über die Gründe entfachen. Zu guter Letzt sollen dadurch natürlich auch Entscheider*innen mobilisiert werden, Wege zur Schließung der geschlechtsspezifischen Lohnlücke zu finden.

Was ist nun der Gender Pay Gap?

Aber erstmal liefern wir noch ein paar Infos zur geschlechtsspezifischen Lohnlücke aka Gender Pay Gap. Sie bezeichnet die Differenz zwischen dem durch­schnitt­lichen Brut­to­-Stun­den­lohn von Frauen und Männern.

Da besteht eine Differenz? Jawohl, leider. Und diese Differenz ist in Deutschland besonders erheblich. Ganze 18 % sind kein Pappenstiel, sondern eine ordentliche Diskrepanz. Und im EU-weiten Vergleich liegen wir damit weit über dem EU-Durchschnitt. Die Lücke ist fast nur in Estland und Lettland noch größer. Na, ist denn das die Possibilität?

Gleiches Geld für gleiche Arbeit!

Trotz zahlreicher EU-Initiativen um den Verdienstabstand zu verringern, ist laut statistischem Bundesamt der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern im EU-Durchschnitt jedoch nur leicht um zwei Prozentpunkte gesunken. In Deutschland hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, den Gender Pay Gap bis zum Jahr 2030 auf 10 % zu senken.

Also das ist mir ehrlich gesagt nicht nur zu langsam, sondern auch ein zu niedriges Ziel. Richtig und wichtig wäre, struktureller Diskriminierung sofort entgegenzuwirken und so Lohngerechtigkeit für alle Menschen unabhängig vom Geschlecht schnellstmöglich umzusetzen. Das Ganze dauert eh schon viel zu lang. Gleiches Geld für gleiche Arbeit – jetzt!

Ursachen für den Gender Pay Gap

Die Ursachen für den Gender Pay Gap sind vielfältig und beruhen nicht – wie immer wieder gern behauptet – auf privaten Lebensentscheidungen, die frau so im Berufsleben trifft. Auch nicht auf genetischen Voraussetzungen oder dem Besitz einer Gebärmutter, sondern tatsächlich auf struktureller Diskriminierung von Frauen. Bam!

Keine MINTs für Frauen

Frauen fehlen schlichtweg in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter

Obwohl Frauen heute – statistisch gesehen – besser ausgebildet sind als Männer, ergreifen Frauen noch immer verstärkt frauendominierte Berufe in den Bereichen Erziehung und Pflege und fehlen weiterhin in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

Ein Lösungsvorschlag: Die bewusste Auflösung von Rollenklischees und Stereotypen zu allen Berufen, z.B. durch gendergerechte Sprache und Darstellungen in Filmen, Büchern, bei Spielzeug und Produkten.

Who cares – Frauen kümmern sich

Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt etwa durch Elternzeit oder Pflege von Angehörigen häufiger und länger als Männer.

Diese „Fehlzeiten“ und darauf folgende Hemmnisse zum Wiedereinstieg in den Beruf haben lang nachwirkende Einbußen bei Lohn- und Einkommensentwicklung zur Folge, was sich bis in die Rentenphase niederschlägt.

Daneben steigen Frauen nicht so häufig die Karriereleiter hinauf wie Männer.

Ein Lösungsvorschlag:

Anreize schaffen, damit sich Männer und Frauen die Care-Arbeit gerecht teilen können, z.B. von Arbeitgebenden durch flexible Teilzeitangebote vor allem auch in Führungspositionen.

Systemrelevant & gnadenlos unterbewertet

Sogenannte “frauentypische Berufe” sind weiterhin unterbewertet.

Auffällig während der Corona-Pandemie: Frauen arbeiten Überwiegend in systemrelevanten Berufen und sind zusätzlich belastet durch die Care-Arbeit während der Kita- und Schulschließungen. Die Systemrelevanz spiegelt sich allerdings weder in der Bezahlung noch in der gesellschaftlichen Anerkennung wider.

Nun ist das tatsächlich keineswegs neu oder ein reines Corona-Phänomen, aber es wird durch die besondere Situation überdeutlich sichtbar.

Ein Lösungsvorschlag:

Höhere Bezahlung! Die Aufwertung dieser Berufe heißt nämlich nicht nur, die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Werts von frauendominierten Berufen zu erhöhen, sondern auch die Bezahlung dieser Berufe zu stärken.

Über Geld spricht mensch

Durch fehlende Gehaltstransparenz ist eine Ungleichbehandlung der Bezahlung aufgrund des Geschlechts nicht sichtbar.

Über Kaufentscheidungen und Preise wird viel gesprochen, doch Gehälter sind in Deutschland noch immer ein großes Geheimnis. Transparenz in den Gehaltsstrukturen und ein gesetzlich geregeltes Auskunftsrecht können die Lohnlücke nachhaltig beeinflussen. Ein Vorhaben, das durch das am 6. Juli 2017 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz gestützt wird.

Ein Lösungsvorschlag:

Brecht das Tabu und hakt nach: Als Arbeitnehmende “Werden wir gerecht für unsere Arbeit bezahlt?” und als Arbeitgebende “Bezahlen wir gerecht?“. Nur das Wissen über Gehälter kann mögliche Lohungleichheit aufdecken – nicht nur am Equal Pay Day!

Außerdem erkundigt Euch über branchenübliche Löhne und nutzt Tools zum Gehaltsvergleich sind z. B. kununu, Glassdoor oder der Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung.
Sprecht auch gern und viel in den Sozialen Medien über Geld und benutzt gern Hashtags wie #letstalkaboutmoney #uebergeldsprichtman #transparenzgewinnt

Feministische Grüße Sylke von change is female

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